Antisemitismus

AK Asyl: »Solidarität mit unseren jüdischen Mitmenschen hier in Göttingen und überall!«

Nachfolgend dokumentiert die Solidaritätsbekundung des AK Asyl Göttingen vom 2.12.2020:

Solidarität mit unseren jüdischen Mitmenschen hier in Göttingen und überall!

Antisemitismus bekämpfen statt ignorieren!

Am Sonntag, den 15.11.2020, hat es an der jüdischen Gemeinde Göttingen erneut einen antisemitischen Übergriff gegeben. Personen der jüdischen Hochschulgruppe und -gemeinde Göttingen hatten an diesem Sonntag im Gemeindehaus der Synagoge Challah für den jüdischen Feiertag MitzvahDay gebacken. Am gleichen Tag wurden im Hof der Göttinger Synagoge antisemitische Drohbriefe und Hakenkreuzsymbole hinterlassen.

Auf die gestellte Anzeige und Ausfindigmachen des Täters äußert sich Polizeisprecherin Jasmin Kaatz relativierend zur Tat: “Der 55-Jährige hat nach vorliegenden Erkenntnissen keine antisemitische Einstellung. Es gilt als sicher, dass die Motivation seines Handelns auf einer psychischen Erkrankung und einer daraus resultierenden Verhaltensstörung beruht.” Dieses sich immer wiederholende aktive Wegschauen und Nichtsehenwollen von Antisemitismus – auch hier in Göttingen! – verurteilen wir scharf! Ebendieses Verhalten legitimiert solche Taten, schützt die Täter*innen und nährt den ohnehin schon antisemitischen gesellschaftlichen Boden.

Wie kann es sein, dass es sich bei rassistischen, antisemitischen und anderen strukturell diskriminierenden Taten immer wieder nur um “psychisch kranke” Einzeltäter*innen handelt? Das Kleinreden und Verharmlosen solcher Taten ist gefährlich. Und somit liegt die Schuld nicht nur bei den ausführenden Täter*innen, sondern auch bei jenen, die nicht richtig hinschauen (wollen). Dass bei rechts motivierten Taten die politische Motivation meist als nebensächlich dargestellt und somit verharmlost wird, ist ein strukturelles Problem, das sich in Institutionen wie Gerichten und Ermittlungsbehörden besonders zeigt.

Solch eine Ignoranz verhindert das Erkennen des tief verwurzelten Antisemitismus, der für jüdische Menschen (lebens-)gefährlich ist (siehe Halle, Christchurch oder Wien etc.) und zugleich toxisch für unser aller Zusammenleben.

Gesamtgesellschaftlich nimmt Abstumpfung, Relativierung und immer offener ausgelebter Antisemitismus und Rassismus zu. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein sogenanntes Problem des rechten Randes der Gesellschaft, sondern es entspringt der gesellschaftlichen Mitte. Rechtsextreme Netzwerke in Polizei und Militär, Nazis und Verfassungsschutz Hand in Hand – das zu akzeptieren verhindert eine Bekämpfung von Antisemitismus und allen anderen Diskriminierungsformen.

Als AK Asyl Göttingen möchten wir uns hiermit solidarisieren mit der jüdischen Hochschulgruppe und unseren jüdischen Mitbürger*innen und Mitstreiter*innen im gemeinsamen Kampf gegen jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt! Wir wollen solche Taten nicht unsichtbar stehen lassen, sondern an eurer Seite stehen und Antisemitismus hier und anderswo sehen, benennen und entschieden entgegentreten.

Link zum Verband jüdischer Studierender Nord: https://vjsnord.de/ Link zum GT Artikel: https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Goettingen/Goettingen-Hakenkreuze-und-Drohungen-gegen-juedische-Studierende

Quelle Beitragsbild: Jachad – Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus von der Kundgebung in Gedenken an die Opfer des Anschlags von Halle an der Saale im Oktober 2019.