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Fachschaft kritisiert Diskriminierungsfall an Göttinger Philosophischer Fakultät

Nachfolgend dokumentiert, die aktuelle Pressemitteilung des Fachschaftsrat und Studienkommissions-Studierendengruppe der Philosophischen Fakultät Göttingen:

Fachschaft kritisiert Diskriminierungsfall an Göttinger Philosophischer Fakultät

Die Studierendenvertreter*innen der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen kritisieren den Ausschluss einer Studentin aus mehreren Lehrveranstaltungen des Faches Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, da es sich bei diesen Ausschlüssen nach Auffassung der Studierendenvertreter*innen um einen Fall von Diskriminierung handelt, bei dem sowohl das Institut für Kulturanthropologie als auch die Philosophische Fakultät klares Fehlverhalten an den Tag gelegt haben und der auf vorhandene transfeindliche Strukturen zurückzuführen ist.

Nachdem die Studentin sich bereits vergebens an zahlreiche Stellen der Universität gewandt hatte, wurde der Fall innerhalb einer Diskussion um die Unvereinbarkeit von Diskriminierung und Studium in der Studienkommission der Fakultät angesprochen; die studentischen Mitglieder der Kommission kritisierten im Nachgang der Sitzung, dass auch hier eine Diskussion der aus ihrer Sicht eklatanten Probleme nicht möglich war. Die betroffene Studentin wird aufgrund dieser Ereignisse ihr Studium in Göttingen abbrechen.

Maren Sacherer, Mitglied der studentischen Vertretung im Hauptausschuss der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW) äußert dazu: „Als der Fall an uns herangetragen wurde, haben wir als DGEKW-Studierendenvertretung bereits am 12. Mai 2023 mit einer Stellungnahme an das Göttinger Institut appelliert. Darin verwiesen wir darauf, dass die Einschränkung der Lehrveranstaltungswahl der Studentin sowohl hinsichtlich der Zuständigkeiten als auch der Rechtmäßigkeit und Fairness vonseiten des Institutes zu hinterfragen seien. Neben der Ungleichbehandlung sind auch die verfahrenstechnischen Fehler bei den Ausschlüssen seitens des Instituts in diesem Fall sehr bedenklich, denn es könnte zu einem negativen Präzedenzfall werden. Darum erschüttert es mich, dass die Thematisierung dieser Probleme innerhalb der Institutionen der Universität wiederholt gescheitert ist.“

Der Fachschaftsrat und die studentischen Mitglieder der Studienkommission sowie des Fakultätsrates der philosophischen Fakultät bedauern, dass sich das Institut für Kulturanthropologie, die Philosophische Fakultät und die Universität Göttingen unkooperativ gezeigt haben. “Wenn sowohl das Studiendekanat als auch jegliche anderen Stellen der Universität sich quer stellen, wie sollen von Diskriminierung betroffene Studierende dann an dieser Universität überhaupt studieren können?”, so ein Mitglied der Fachschaft. Ausschlüsse von Lehrveranstaltungen sind unüblich, nach Einschätzung der Studierenden sei sich hier nicht genau an die Ordnungen gehalten worden.

Es ist nicht der erste problematische Fall an der ehemaligen Exzellenzuniversität, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit Vorfällen von Diskriminierung bis hin zu sexueller Belästigung auffiel. Infolge dieser Fälle bat die Universität Studierende zwar darum, übergriffiges Verhalten und Machtmissbrauch durch Dozierende zu melden, schaffte aber 2021 die Antidiskriminierungsberatung der Universität ab. Ein weiteres Mitglied der Fachschaft betont: “Es muss sich dringend etwas ändern. Wir brauchen Stellen, die die Probleme der Studierenden ernst nehmen und etwas gegen Machtmissbrauch an der Universität unternehmen.”

Die Fachschaft sieht den Fall zudem im Kontext des erst vor kurzem eskalierten Skandals an der Humboldt-Universität zu Berlin, in dem ein Dozent seine Machtposition ausnutzen konnte, um Menschen jahrzehntelang sexuell zu belästigen. Auch hier war der Universität der Fall bekannt, unter anderem weil Studierende das Fehlverhalten bereits gemeldet hatten. Die Göttinger Fachschaft sieht Fälle wie diesen als ein Beispiel dafür, welche schwerwiegenden Folgen sich aus einem Unwillen zur Aufarbeitung von Problemfällen ergeben können, und fordert die Fachschaft eine Aufarbeitung struktureller Ungleichbehandlungen und Diskriminierungsformen an der Universität sowie die baldestmögliche Einrichtung einer unabhängigen Antidiskriminierungsberatung.

Fachschaftsrat und Studienkommissions-Studierendengruppe der Philosophischen Fakultät Göttingen

Beitragsbild:

Postkarte des beendeten Projekts „Antidiskriminierungsberatung für Studierende“ in der Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität der Universität Göttingen
https://www.uni-goettingen.de/de/580846.html