Am 5. März 2022 um 17 Uhr war es soweit. Gegenstand war, dem italienischen Filmregisseur, Dichter und Publizist, Herr Pier Paolo Pasolini an geneigtem Ort zum 100. Geburtstag zu gratulieren und mich vor ihm zu verneigen. Der stillgelegte Brunnen vor der Staatsanwaltschaft wurde zum Altar, davor war Platz für ein Diptychon. Und was bietet sich besser an, um sich vor Herr Pasolini zu verneigen, als im hochgezogenen Nachthemd, demütig niedergebeugt die Rosette der Macht entgegenzustrecken, so wie man es aus Salò – Die 120 Tage von Sodom kennt. Es war kalt. Denn es waren glatt 0 °C. Selbstbestimmt. Naturreine Demut. 15 Minuten lang. Eine ganz neue Erfahrung. Für mich. Und den Ort.
Bei der Gelegenheit ist mir am Waageplatz noch etwas sehr unangenehmes aufgefallen. Da läuft illegale Videoüberwachung. Ohne Datenschutzkonforme Hinweisschilder². Ohne die Möglichkeit sich zu informieren. Das ist jetzt auch Gegenstand einer Beschwerde bei der niedersächsischen Datenschutzbeauftragten Barbara Thiel (CDU). Gespannt wie viel CDU dort zu finden ist. Wo doch die Justizministerin schon von der CDU ist. Und Staatsanwälte. Und Richter. Und Polizeipräsidenten. Ehemalige zumindest. Denen man Tränen nachweint. Am Waageplatz. Und bei einer sogenannten Gewerkschaft, die den SPD Innenminister stürzen wollte.³
Aber das soll den 100. Geburtstag von PPP nicht überschatten. Alles Gute Herr Pasolini, möge ihnen die Erde leicht sein.
»Il Libro Bianco delle sentenze / stilato contro di me dalla magistratura italiana / sarà il libro più comico / Per me è stato una tragedia.«
»Das Weißbuch mit der Sammlung der Urteile die von der italienischen Justiz gegen mich erlassen wurden, wird das komischstes Buch sein. Für mich war es eine Tragödie.«
Pier Paolo Pasolini
¹ https://it.wikipedia.org/wiki/Sal%C3%B2_o_le_120_giornate_di_Sodoma
³ https://www.dpolg.org/aktuelles/news/causa-northeim-innenminister-pistorius-muss-die-politische-verantwortung-uebernehmen-und-persoenliche-konsequenzen-ziehen/