Ich bin gestern in Göttingen am Marktplatz bei einer Kundgebung auf die Festnahme der Journalist*innen Marlene und Matej im Irak aufmerksam geworden.
Bitte setzt euch / setzen sie sich für die Freilassung ein! Fragt / Fragen sie lokale Abgeordnete nach dem Verbleib der beiden Journalist*innen.
https://freemarleneandmatej.wordpress.com/
http://freemarleneandmatej.org/offener-brief/
Der Offene Brief an die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nachfolgend dokumentiert:
Sehr geehrte Frau Außenministerin Annalena Baerbock,
„Pressefreiheit ist kein Luxus. Sie ist eine systemrelevante Errungenschaft“ (Horst Pöttker / APuZ). Zwei Journalist:innen, deren Arbeit auf dieser systemrelevanten Errungenschaft basiert, wurden am 20.04.2022 von der irakischen Armee ohne Angabe von Gründen an einem Checkpoint der irakischen Armee im Şengal verhaftet; in demselben Siedlungsgebiet im Irak, das seit dem Genozid an den Êzîd:innen durch den so genannten Islamischen Staat 2014 weltweit bekannt ist.
Wir bitten Sie dringend um Ihren Einsatz für die Freilassung der beiden Journalist:innen, der deutschen Staatsbürgerin Marlene F. und ihres slowenischen Kollegen Matej K.
Die beiden Journalist:innen recherchieren seit Monaten über die gesellschaftlichen Verhältnisse der Êzîdischen Gemeinschaft in Şengal. Dazu gehörte es, Gespräche mit Vertreter:innen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen und Institutionen in der Region zu führen. Beide befanden sich mit drei weiteren Personen auf der Rückreise von einer Feierlichkeit im Rahmen des êzîdischen Neujahrsfestes „Çarşema Sor“, als sie an einem Checkpoint der irakischen Armee festgehalten und gegen ihren Willen untersucht wurden, obwohl sie sich umgehend als Journalist:innen zu erkennen gegeben haben. Die irakische Armee ist dabei sehr brutal vorgegangen. Private Gegenstände – u.a. Telefone, Rucksäcke – sind konfisziert worden. Marlene F. und Matej K. wurden von der irakischen Armee festgenommen, stundenlang verhört und am Freitag, 22.04.2022 nach Bagdad überführt. Mit großer Sorge lesen wir Meldungen, dass die Festgenommenen bedroht und erniedrigt wurden.
Frau Baerbock, wir appellieren an Sie nicht nur als Außenministerin, sondern auch als eine Person, die die Region bereist hat. In einem Spiegel-Artikel von 2019 können wir nachlesen: „Besonders interessiert sie sich für die Jesiden, die Minderheit, vor allem aus dem Sinjar-Gebiet an der Grenze zu Syrien. „Eine Herzensangelegenheit“, nennt es ihre Sprecherin.“ (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-im-irak-bildungsreise-fuer-die-zukuenftige-aussenministerin-a-1274591.html)
Matej und Marlene – 2 junge Menschen aus Slowenien und Deutschland interessieren sich genauso für das Schicksal der Êzîd:innen und wollen dazu beitragen, dass die Forderung und das Recht der ezidischen Bevölkerung auf Selbstbestimmung weltweit Gehör finden.
Frau Baerbock, sehr geehrte Staatsminister:innen Keul, Lindner und Lührmann – eine feministische Außenpolitik bedeutet das Einstehen für Werte – und für die Rechte unterdrückter Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen. Im Schatten des Ukraine-Krieges greifen sowohl die türkische als auch die irakische Armee immer wieder das Şengal-Gebiet an. Die Verhaftung der beiden Journalist:innen ist eine weitere Eskalation in einem Konflikt, der sich vor allem gegen die Würde der Êzîd:innen richtet, der aber uns alle angeht.
Wir setzen auf Ihre Unterstützung und den vollen Einsatz für die Freilassung von Marlene und Matej – auch und vor allem im Sinne einer wertebasierten Außenpolitik. Bitte lassen Sie uns zeitnah wissen, was Sie tun können und werden.
Bis dahin verbleiben wir mit freundlichen Grüßen.